Chronik der Besiedlung

 

Wir haben Ihnen an dieser Stelle die wichtigsten Fakten zur Siedlungsentwicklung der Gemeinde Ostbevern zusamengestellt. Als Quellen dienten uns auch hier die Bücher, die wir Ihnen unter dem Menüpunkt Literatur vorgestellt haben.

9. - 11. Jahrhundert

An den Rändern der relativ trockenen, leicht zu bearbeitenden Höheninseln nördlich und südlich der Bever, am Frankenbach und am Schirlbach entstehen die Höfe der Vollerben. Nach Urkunden des 11. bis 15. Jahrhunderts sowie Markengerichtsprotokollen und Schatzungslisten des 16. Jahrhunderts sind zu dieser ältesten Siedlerschicht 26 Höfe zu rechnen, von denen ursprünglich nicht weniger als elf Schultenqualität besitzen.

Die wichtigste Nahrungsgrundlage bildet in dieser Zeit die Viehwirtschaft. Das Vieh, vor allem Schweine, findet in den weiten, noch uneingeschränkt nutzbaren, mit Buchen und Eichen bestandenen Markenwäldern reichlich Nahrung.

11. - 12. Jahrhundert

Der kurz nach der Jahrtausendwende einsetzende starke Bevölkerungsanstieg führt zur Neugründung von insgesamt 20 Hofstätten. Die zur Besitzerklasse der Halberben gehörenden Höfe entstehen entweder als Rodesiedlung am Rande einer bisher noch nicht in Kultur gesetzten Höheninsel oder durch Teilung eines Vollerbenhofes. Mit der Vermehrung der Hofstätten geht ein beträchtlicher Ausbau der Ackerflur einher.

Die Herren von Bevern errichten 300 m nördlich ihres Stammsitzes eine dem hl. Ambrosius geweihte Kirche, die vermutlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts zur Pfarrkirche des Kirchspiels Bevern erhoben wird. Die Errichtung der Kirche bildes den zeitlichen Ausgangspunkt der Entwicklung der Dorfsiedlung.

1200 - 1350

Infolge des weiter anhaltenden Bevölkerungswachstums verdoppelt sich die Anzahl der Hofstätten von 46 auf 92. Die neu entstehenden Höfe gehören zur Besitzerklasse der Pferdekötter. Ein beträchtlicher Teil der Höfe entsteht auf ehemaligen Markengrund, vor allem in der bis um 1200 unbesiedelten Nordhälfte des Kirchspiels, im Brock und im Norden der Dorfbauerschaft.

Die das Bild der Siedlungslandschaft von 1830 prägenden Siedlungseinheiten sind um 1350 - abgesehen vom Krichdorf - bereits deutlich ausgebildet.

Zum Schutze der Mark wird 1339 das Markenweistum verabschiedet, das den Vieheintrieb, den Holzeinschlag und das Stechen von Plaggen reglementiert.

1350 - 1450

Durch die mittelalterliche Agrarkrise wird der seit der Jahrtausendwende andauernde Bevölkerungsanstieg für etwa 100 Jahre unterbrochen; die Entwicklung des Kirchspiels stagniert.

1450 - 1600

Das erneut einsetzende Bevölkerungswachstum führt zur Entwicklung der Besitzerklasse der Kötter. Bis 1600 enstehen insgesamt 47 Kötterstellen. Die Kötter siedeln überwiegend auf ehemaligem Markengrund, vor allem im Brock, Lehmbrock und der Dorfbauerschaft.

Im Bereich der St.-Ambrosius-Kirche kommt es durch die Errichtung von zwölf Kotten zu einer ersten Siedlungsverdichtung. Das Kirchdorf nimmt dadurch allmählich Gestalt an.

1600 - 1830

Aufgrund des dreißigjährigen Krieges (1618-1648) geht der weitere Siedlungsausbau nur schleppend voran. Bis 1650 kommt es nur vereinzelt zu Neuansiedlungen, z.B. 1608 zur Errichtung des Armenhauses.

Gegen Ende des17. Jahrhunderts sind die Folgen des dreißigjährigen Krieges überwunden. Infolge des sich - in größerem Umfang als je zuvor - fortsetzenden Bevölkerungswachstums erhöht sich bis 1830 die Zahl der Kötterstellen um mehr als 150 auf insgesamt 208. Der größte Teil dieser zumeist sehr kleinen, häufig nicht einmal zehn Morgen bewirtschafteten Kottenentsteht im Kirchdorf und in der Hovesaat Loburg sowie der Mark.

Der enorme Zuwachs der Bevölkerung wird allerdings nicht in vollem Umfang durch die Errichtung von Kötterstellen aufgefangen. Auf Initiative der älteren Bauern, die sich gegen die Ansiedlung weiterer Kotten in der Mark zur Wehr setzen, um dadurch - allerdings vergeblich - den vor allem ihnen selbst zugute kommenden Reichtum der Mark zu schützen, entwickelt sich seit dem 17. Jahrhundert noch eine weitere Siedlerschicht, die der grundbesitzlosen Heuerlinge. Um 1830 gibt es in Ostbevern etwa 100 Heuerlingsfamilien, die in Speichern, Scheunen oder Backhäusern der älteren Bauern ihr kümmerliches Dasein fristen.

1840 - ca. 1860

Nach dem Abschluss des Markenteilungsverfahrens wird der größte Teil der ausgedehnten Heideflächen (insgesamt ca. 6500 Morgen) mit Kiefern bepflanzt

August 1871

Eröffnung der Bahnlinie Münster-Osnabrück die auf einer Länge von 3,2 km den äußeren Nordwesten der Ostbeverner Bauerschaft Brock durchquert.

Frühjahr 1897

Die "Königliche Eisenbahn-Direktion Münster" errichtet auf Antrag der Gemeinde Ostbevern auf dem Gebiet der Westbeverner Bauerschaft Brock, in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Ostbevern den "Eisenbahnhaltepunkt Brock-Ostbevern". Die Eröffnung des zunächst nur für den Personenverkehr vorgesehenen Haltepunktes erfolgt am 1. Mai 1897.

Die Kosten für den Bau der Anlage trägt alleine die Gemeinde Ostbevern. Westbevern, das schon seit 1871 über einen Haltepunkt in der Bauerschaft Vadrup verfügt, lehnt eine Kostenbeteiligung ab, da angeblich bei den Bewohnern der Westbeverner Bauerschaft Brock kein Interesse vorliegt eine Haltestelle an dieser Stelle anzulegen.

1905 / 1906

Auf Antrag der Gemeinde Ostbevern und unter Kostenbeteiligung der Gemeinde Westbevern wird der Eisenbahnhaltepunkt Brock-Ostbevern um "eine Haltestelle mit Stückgut- und Wagenladungsverkehr" erweitert. Nach nur 6monatiger Bauzeit wird die "Güterverladestelle" im März 1906 eröffnet.

1906 - 1908

Bau einer Chaussee vom Kirchdorf Ostbevern zum Bahnhof Brock-Ostbevern. Die ursprünglich auf 69000 Mark veranschlagten Baukosten belaufen sich auf 117.030 Mark.

In der gleichen Zeit werden außerdem die Wege nach Lienen und Warendorf "chaussee-mäßig" ausgebaut. Die drei neuen Straßen erhalten jeweils eine 3,80 m breite "gepflasterte Decke".

11.02.1930

Gründung einer "Genossenschaft zur Verbeserung der Hochwasserabflußverhältnisse in der Aa-Niederung und zur Regelung der allgemeinen Vorflut für die Nebenbäche in den Gemeinden Ostbevern und Westbevern". Auf der Gründungsversammlung in der Gaststätte Althoff nehmen 61 Bauern aus Ost- und 21 Bauern aus Westbevern teil.

13.02.1933

Das Landesarbeitsamt Westfalen teilt der "Aa-Regulierungsgenossenschaft" mit, daß die Arbeiten zur Regulierung der Aa als "volkswirtschaftlich wertvoll" zu betrachten sind und deshalb als Maßnahme des "freiwilligen Arbeitsdienstes" anerkannt werden.

15.02.1933

Die Aa-Regulierungsgenossenschaft beauftragt den "Stahlhelm" (Bund der Frontkämpfer) mit der Durchführung der Arbeiten.

Frühjahr bis Herbst 1933

Aufgrund des täglichen Einsatzes von durchschnittlich "100 Dienstwilligen" wird der Ausbau der Aa innerhalb von acht Monaten zum Abschluss gebracht. Das Landesarbeitsamt Westfalen zahlt jedem Dienstwilligen einen Wochenlohn von zwei Reichsmark.

1946 - 1960

Durch die Besiedlung des "Großen Kamps" und des Gebietes östlich der Haarhaus-Vikarie (Straße "Am Haarhaus") erfährt das Kirchdorf, das sich zwischen 1829 und 1945 nur geringfügig vergrößert hat, die ersten nennenswerten baulichen Erweiterungen. Nördlich des Dorfes entsteht außerdem die "Eichendorff-Siedlung".

1959 - 1961

Unter der Federführung des am 09. April 1959 gegründeten "Wasser- und Bodenverbandes Bever" wird die Bever zwischen Haus Harkotten und Haus Langen begradigt; die häufig auftretenden Überflutungen der Aue gehören damit der Vergangenheit an. Die Kosten der Maßnahme belaufen sich auf 6,2 Mill. DM.

1961 - 1970

Erschließung und Bebauung der Wohngebiete "Kirchbreede", "Lehmbrock-Nord" (Prozessionsweg, Kolpingstraße, Im Kirchesch, Rochusstraße, Amsel-, Drossel- und Heideweg), "Am Haarhaus" sowie die "Hermann-Köckemann-" und "Johannes-Poggenburg-Straße". In dieser Dekade erfolgen ferner der Bau der Umgehungsstraße (1969) und die Erweiterung der St.-Ambrosius-Kirche (1961-1962).

1971 - 1980

Erschließung und Bebauung der Wohngebiete "Ostesch" (Am Schemm, Ostesch, Nordring und Kapellenkamp), "Goldwiese I" und "Hanfgarten". Südlich der Wohnsiedlung "Ostesch" erfolgt zudem die Erschließung des Gewerbegebietes "Westlich der Wischhausstraße" (Von-Braun-, Röntgen-, Gutenberg-, Von-Liebig-, Kepler- und Wischhausstraße).

Dezember 1972

Einleitung des Flurbereinigungsverfahrens.

1986

Das 1972 eingeleitete Verfahren zur Neuordnung der Flur wird de facto abgeschlossen. Durch die Zusammenlegung des zersplitterten Grundbesitzes haben sich die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft deutlich verbessert.

Vor allem aber hat die Gemeinde durch die Bereitstellung von Flächen für neue Wohn- und Gewerbegebiete, die Erweiterung der Kläranlage und des Wassergewinnungsgeländes sowie die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse neue Entwicklungsmöglichkeiten erhalten.

1988

Rechtzeitig zum Ortsjubiläum (900 Jahre Ostbevern) kann die Neugestaltung der verkehrsberuhigten Hauptstraße (zwischen Beusen- und Engelstraße) zum Abschluss gebracht werden.

1990-2000

Erschließung und Bebauung der Wohngebiete "Wischhaus" (Michael-Keller-Weg, Zum Holtkamp, Wieskesholde), "Lehmbrock" (Frieda-Schwarz- und Josef-Annegarn-Weg), "Lehmbrock II" (Am Friedhof, Rochusstraße, Josef-Annegarn-Weg), "Frönds Kamp II" (Bonhoefferstraße), "Lohheide" (Nordring, Lohheide, Bartok-Weg, Orff-Straße) und "Berkenkamp". Erschlossen wird außerdem das nördlich des Dorfes gelegene "Gewerbegebiet Nord" Graf-Zeppelin-Ring).

1997

Einweihung des Bever-Stadions. Der jenseits der Umgehungsstraße gelegene Sportpark verfügt über zwei Rasenspielfelder, einen Trainingsplatz, ein Kleinspielfeld und Anlagen zur Ausübung leichtathletischer Wettkämpfe.