Gedächtnis entsteht und wächst

Digitalisierung des Archivs im Heimatverein Ostbevern
WN-Bericht und Foto v. Felix Strickmann

Mittwoch, 13.08.2025

Auf dem Foto sind (v.l.) Giesela Overlöper, Winfried Heitkötter, Heinz Spiekermann-Coppenrath, Heike Müller und Klaus Brandes zu sehen. Aus der Archivgruppe fehlen Dennis Laumann, Pia Wegmann Dertenkötter und Jürgen Overlöper.
OSTBEVERN. „Das was zu tun ist, war schnell klar", sagt Klaus Brandes. Seit April 2023 arbeitet die Archivgruppe des Heimatvereins Ostbevern daran, die Geschichte der Gemeinde für die Zukunft zu bewahren. Unzählige historische Dokumente, Briefe und Bücher lagern seit Jahrzehnten in Kisten und Ordnern - viele davon handgeschrieben und schwer lesbar. Doch mit moderner Technik und Künstlicher Intelligenz soll sich das ändern.
„Unser Ziel ist es, Ostbeverns Geschichte erreichbar zu machen", erklärt Heike Müller. Mithilfe der Plattform „museum-digital" und der KI-gestützten Transkriptionssoftware Transkribus werden alte deutsche Schriften entschlüsselt und digital verfügbar gemacht. „Die KI hat in der vergangenen Zeit einiges gelernt", betont Brandes. „Kein Übersetzer ist fehlerfrei, aber es klappt immer besser." Besonders bewegend sind Dokumente, die den Alltag vergangener Generationen widerspiegeln.
So finden sich im Archiv etwa Aufzeichnungen über die Baukosten der Schule. Auch eine einzigartige Sammlung von Schüleraufsätzen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist erhalten geblieben. Die Texte schildern die persönlichen Eindrücke der Schülerinnen und Schüler vom Einmarsch der US-Amerikaner in Ostbevern. Um diese Zeitzeugnisse zu bewahren, schrieb Rektor Rüschhoff die Berichte der Schüler eigenhändig ab.
Doch nicht alle Schriftstücke können online veröffentlicht werden - urheberrechtliche Bestimmungen setzen Grenzen. „Trotzdem wollen wir so viele Dokumente wie möglich zugänglich machen, auch für Schulen", so Müller. Finanziell wurde das Projekt bereits durch den Heimatpreis der Landesregierung unterstützt. Die Fördersumme von 3.000 Euro wurde in die Anschaffung der notwendigen Technik investiert. Inzwischen ist auch ein Internetanschluss eingerichtet worden - ein wichtiger Schritt, um die Arbeit effizienter zu gestalten.
Für die langfristige Speicherung der digitalisierten Dokumente entschied sich die Archivgruppe für die Cloud-Lösung „pCloud". Die Einrichtung dieser Plattform ist derzeit in vollem Gange. „Die Geschichte der Gemeinde ist nicht in ein oder zwei Jahren digitalisiert und archiviert", stellt Brandes klar. „Es ist ein langfristiges Projekt, das Zeit und Engagement erfordert."
Bei der Archivierung tauchen auch immer wieder besondere Fundstücke auf: „Auf den Inventarlisten findet man unglaubliches Zeug", berichtet Heike Müller begeistert. Doch um die Vielzahl an Dokumenten zu digitalisieren, fehlt es derzeit an freiwilligen Helfern. „Wir suchen nach helfenden Händen und sind offen für alle, die sich für Geschichte interessieren", betont Müller.
Die Mithilfe ist sogar von zu Hause aus möglich. „Das analoge System lässt sich gut ins Digitale übernehmen", sagt Brandes. Wer Interesse hat, das „Gedächtnis von Ostbevern" mitzugestalten, kann sich unter info@heimatverein.de melden.